Washington. Amerikaner kehren ihren Institutionen zunehmend den Rücken. Das Vertrauen in Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft, Bildung und Gesundheitswesen ist auf einem historischen Tiefpunkt – das zeigt eine aktuelle Umfrage des Magazins U.S. News & World Report unter 1.500 Erwachsenen.
Politik im Ansehens-Tief
85 Prozent der Befragten werfen Regierungsbeamten und Bürgermeistern vor, eigene Machtinteressen über das Wohl der Bevölkerung zu stellen. Weder Donald Trump noch die Republikaner im Kongress (je 53 Prozent) genießen nennenswertes Vertrauen, und auch die Demokraten schneiden mit 48 Prozent kaum besser ab. Einzig der Oberste Gerichtshof kann mit 66 Prozent Zustimmung punkten.
Bildung, Wirtschaft, Gesundheit – breite Führungskrise
Im Bildungssektor äußern 74 Prozent Misstrauen gegenüber den Verantwortlichen, im Gesundheitswesen 69 Prozent, in der Wirtschaft 61 Prozent. Besonders deutlich: 82 Prozent sind überzeugt, dass die Werte von Unternehmenschefs nicht mit denen der Bevölkerung übereinstimmen – viele halten die Wirtschaftselite für realitätsfern.
Keine Vorbilder
77 Prozent der US-Amerikaner geben an, keine einzige Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu bewundern. 72 Prozent sprechen von einer generellen Führungskrise in der Wirtschaft.
Klarer Wunsch an die Mächtigen
Die Bürger erwarten von Führungskräften vor allem Ehrlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und ethisches Handeln. „Die Öffentlichkeit fordert von den Machthabern mehr Charakter, Mut und Klarheit“, fasst U.S. News-Chefredakteurin Dafna Linzer die Stimmung zusammen.
Das Ergebnis: ein alarmierendes Stimmungsbild einer Gesellschaft, die nicht mehr glaubt, dass ihre Institutionen im eigenen Interesse handeln.