Singapur/Seattle. Die exzessive Nutzung sozialer Medien führt bei Kindern und Jugendlichen zunehmend zu Konzentrationsproblemen, emotionaler Instabilität und zwanghaftem Verhalten – in manchen Fällen sogar zu einer regelrechten Sucht. Das zeigt eine aktuelle Studie der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur in Zusammenarbeit mit Research Network und der US-KI-Plattform ListenLabs.ai. Befragt wurden über 580 junge Menschen im Alter von 13 bis 25 Jahren sowie deren Eltern in Singapur und Australien.
Die Ergebnisse kommen zu einer Zeit, in der politische Entscheidungsträger in den USA und Europa verstärkt die gesundheitlichen und sicherheitspolitischen Folgen von Plattformen wie TikTok untersuchen. Gemma Calvert von der NTU unterstreicht: „Unsere Studie belegt eindrücklich, dass die Probleme nicht nur einzelne Jugendliche betreffen, sondern gesamtgesellschaftliche Herausforderungen darstellen, die dringend angegangen werden müssen – von der Politik über Schulen bis hin zu Technologieunternehmen.“
Konzentrationsdefizite und Suchtverhalten
68 Prozent der Befragten geben an, sich nur schwer konzentrieren zu können, viele scheitern bereits an Aufgaben, die länger als eine Minute dauern. Ein Teenager beschreibt die Folgen so: „Durch TikTok ist meine Aufmerksamkeitsspanne so kurz geworden, dass ich nicht einmal ein einminütiges Video zu Ende schauen kann.“ Die Ursache sieht Calvert in der ständigen Dopaminbelohnung, die das Gehirn an einen permanenten Stimulus gewöhnt: „Dieses Verhalten ähnelt Mustern bei Suchtkrankheiten, bei denen immer mehr Reize benötigt werden, um zufrieden zu sein.“
Forderung nach verantwortungsvoller Technologiegestaltung
James Breeze, Geschäftsführer von Research Network, fordert, dass Plattformen und Gerätehersteller endlich Verantwortung übernehmen: „Die bisherigen Maßnahmen wie Bildschirmzeitlimits sind oft nur kosmetisch und leicht zu umgehen. Statt auf Monetarisierung der Aufmerksamkeit zu setzen, müssen Designs entstehen, die das Wohlbefinden der Nutzer in den Mittelpunkt stellen und die Konzentration fördern – besonders für eine Generation, die mit dem endlosen Scrollen aufgewachsen ist.“
Die Studie zeigt deutlich: Soziale Medien gefährden die mentale Gesundheit und Leistungsfähigkeit junger Menschen massiv. Ein Umdenken bei Entwicklern, Pädagogen und Politik ist dringend notwendig, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.





