Golfstrom-System könnte bald kippen

Foto: RedAndr/CC BY-SA 4.0

Foto: RedAndr/CC BY-SA 4.0

Eine neue Studie niederländischer Wissenschaftler sorgt für Aufsehen: Die Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) – das Strömungssystem, das auch den Golfstrom antreibt – könnte deutlich instabiler sein als bisher angenommen. AMOC gilt als entscheidender Motor für das milde Klima in Nordwesteuropa. Ein Kollaps hätte drastische Folgen: eisige Winter, extreme Sommerdürren und verschobene Regenzonen rund um den Atlantik.

Das Forscherteam um den Meereswissenschaftler Sybren Drijfhout simulierte das System in verschiedenen Klimamodellen bis zum Jahr 2500. Das Ergebnis: Setzt die Menschheit den aktuellen Ausstoß von Treibhausgasen fort, bricht AMOC in sieben von zehn Modellen zusammen. Selbst bei drastisch reduzierten Emissionen liegt die Kollaps-Wahrscheinlichkeit noch bei einem Viertel.

Besonders alarmierend: Der kritische Kipppunkt könnte bereits in wenigen Jahrzehnten erreicht werden – möglicherweise sei er sogar schon überschritten, warnen die Forscher. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung spricht von „schockierenden Ergebnissen“: Er hatte das Risiko bisher auf weniger als zehn Prozent geschätzt.

Zwar betonen Wissenschaftler, dass weiterhin hohe Unsicherheiten bestehen. Faktoren wie der Salzgehalt des Ozeans, die Schmelze des Polareises oder die globalen Windmuster spielen komplex zusammen. Manche Studien kamen zuletzt auch zu beruhigenderen Ergebnissen. Doch die aktuelle Arbeit legt nahe, dass das Risiko weit größer ist, als bislang gedacht.

Klimaforscher fordern deshalb, das Thema stärker in die politische Debatte zu bringen. Rahmstorf mahnt: „Das Risiko eines AMOC-Kollapses ist zu groß, um es weiter zu ignorieren.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert