Tübingen. An der Universität Tübingen ist eine Spinnenart entdeckt worden, die in Europa normalerweise kaum vorkommt: die Chilenische Einsiedlerspinne. Die Tiere wurden in zwei Kellerräumen gefunden. Wie viele Exemplare sich dort eingenistet haben oder wie lange sie bereits im Gebäude leben, ist derzeit unklar. Die Universität reagierte mit Klebefallen, um die Population zunächst zu beobachten und weitere Funde zu dokumentieren.
Biologe Höfer stuft das Risiko für Menschen jedoch als sehr niedrig ein. Die Spinne sei scheu, nachtaktiv und meide den Kontakt zum Menschen. Selbst ein Biss komme äußerst selten vor. In Ausnahmefällen könne das Tier Gift abgeben, was ärztlich abgeklärt werden sollte. Zu ernsten Komplikationen wie Gewebeschäden komme es aber nur in sehr seltenen Fällen. Verglichen mit Alltagsrisiken – etwa im Straßenverkehr – sei die Gefahr durch die Einsiedlerspinne minimal.
Wahrscheinlich wurde die Spinne innerhalb der Universität unbemerkt verschleppt, möglicherweise als „blinder Passagier“ in Kisten oder Geräten, die zwischen den Gebäuden transportiert wurden. Die Art ist dafür bekannt, sich eng an den Menschen anzupassen. In ihrer südamerikanischen Heimat lebt sie häufig in Haushalten, besonders dort, wo Kleidung offen liegt und unbeabsichtigt zum Versteck werden kann.
Auffällig ist, dass die Chilenische Einsiedlerspinne weltweit immer wieder in wissenschaftlichen Einrichtungen auftaucht. In Europa existiert seit den 1960er-Jahren eine stabile Population in einem Museumsgebäude der Universität Helsinki. Ebenso lange ist die Art im Museum of Comparative Zoology der Harvard University in den USA heimisch. Warum Forschungseinrichtungen offenbar ein bevorzugter Lebensraum sind, bleibt bisher ungeklärt.
Die Universität Tübingen betont, dass kein Grund zur Panik bestehe, die Lage aber weiterhin aufmerksam beobachtet werde.


