Experten warnen vor Infektionsrisiko durch TK-Früchte

Foto: pixabay.com

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München. Gerade bei sommerlicher Hitze greifen viele Verbraucher zu Tiefkühlbeeren – ob im Smoothie, Joghurt oder als Dessert. Doch was erfrischend klingt, kann gesundheitlich riskant sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und Verbraucherzentralen warnen eindringlich vor möglichen Krankheitserregern in gefrorenen Beerenmischungen. Noroviren und Hepatitis-A-Viren überleben das Frosten problemlos – und können beim Verzehr schwerwiegende Infektionen auslösen.

Infektionswelle in Europa – Hepatitis-A auf dem Vormarsch

Ein aktueller Blick auf Europa zeigt, wie ernst die Lage ist: In nur fünf Monaten wurden laut dem Europäischen Zentrum für Krankheitsprävention (ECDC) über 2.000 Hepatitis-A-Fälle in Österreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei registriert – neun davon endeten tödlich. Auch wenn ein direkter Zusammenhang mit Tiefkühlfrüchten nicht nachgewiesen ist, zeigt der Anstieg, wie leicht das Virus über Lebensmittel übertragen werden kann.

Laut Professor Dr. Jürgen Wenzel vom Universitätsklinikum Regensburg stammen rund 30 Prozent der in Deutschland konsumierten Beeren aus Regionen mit erhöhtem Infektionsrisiko – ein besorgniserregender Befund.

Rückblick auf den Massen-Ausbruch in Deutschland

Ein besonders dramatischer Fall ereignete sich bereits 2012 in Deutschland: Fast 11.000 Kinder und Jugendliche erkrankten damals an Brechdurchfall, ausgelöst durch kontaminierte Tiefkühl-Erdbeeren in Schulkantinen. Der Ausbruch gilt bis heute als mahnendes Beispiel für die unterschätzte Gefahr tiefgefrorener Früchte.

Erst kürzlich wurden erneut Verdachtsfälle gemeldet: In einem bayerischen Restaurant klagten 150 Gäste über Norovirus-Symptome – ebenfalls nach dem Verzehr von TK-Beeren.

Warum Beeren so anfällig für Viren sind

Beerenfrüchte besitzen eine komplexe, raue Oberfläche mit zahlreichen Vertiefungen. Diese Strukturen bieten Krankheitserregern ideale Bedingungen, sich festzusetzen. Laut Virologe Dr. Mathias Schemmerer bieten Frostbedingungen keinen Schutz – im Gegenteil: Sie konservieren die Viren sogar bis zum Auftauen. Bereits Anfang des Jahres mussten TK-Blaubeeren wegen Hepatitis-A aus dem Handel genommen werden.

Symptome und Risiken: Wer besonders gefährdet ist

Noroviren verursachen starke Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit, Durchfall und Erbrechen – ein ernstzunehmendes Risiko für Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke. Hepatitis-A hingegen greift die Leber an und kann in schweren Fällen Gelbsucht und Leberversagen auslösen, besonders bei Menschen über 40 Jahren oder mit Vorerkrankungen.

Schutz durch Erhitzen: So bleiben Beeren sicher

Experten raten dringend dazu, Tiefkühlbeeren vor dem Verzehr auf über 90 Grad Celsius zu erhitzen. Das gilt auch für Speisen, in denen die Beeren nur kurz gegart oder ungleichmäßig erhitzt werden – wie bei Kuchen oder Desserts. Besonders in Schulen, Kitas und Pflegeeinrichtungen sollte auf diese Vorsichtsmaßnahme geachtet werden.

Ein Lichtblick: In einer aktuellen Untersuchung des LAVES aus Niedersachsen wurden in 30 Proben keine Viren nachgewiesen. Doch Experten warnen – das Risiko bleibt, insbesondere bei Importware aus Risikogebieten.

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