Experte warnt vor „Bedrohung“ durch Riesen-Hornisse

Foto: Gilles San Martin/CC BY-SA 2.0

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München. Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) hat sich in Deutschland in nur wenigen Jahren stark verbreitet – mit dramatischen Folgen für heimische Arten und Imker. Nun gilt die invasive Art offiziell als „etabliert“, was weitreichende Konsequenzen für ihre Bekämpfung hat.

Ursprünglich aus Südostasien eingeschleppt, überlebt die Hornisse inzwischen ohne menschliche Hilfe – und das bereits über mindestens drei Generationen. Damit erfüllt sie laut EU-Bewertung die Kriterien einer „etablierten“ Art. Die direkte Folge: Eine verpflichtende Bekämpfung durch Behörden entfällt künftig. Grundstücksbesitzer müssen die Entfernung entdeckter Nester jetzt aus eigener Tasche zahlen.

Keine Entwarnung trotz Einstufung – Warnung vor Trugschluss

Naturschutzverbände und Insektenschutzexperten warnen jedoch eindringlich davor, die neue Einstufung als Entwarnung zu verstehen. „Die Asiatische Hornisse ist und bleibt eine invasive Art – mit ernstzunehmenden Folgen für Biodiversität und Imkerei“, betont Thomas Beissel, Hornissenberater und Imker, gegenüber dem Nachrichtensender ntv.

Besonders brisant: In einigen Regionen wie Saarbrücken oder rund um Mannheim wurden inzwischen bis zu zehn Nester pro Quadratkilometer gezählt – Hotspots mit erhöhtem Risiko für Menschen und Honigbienen. „Wir sehen dort ein steigendes Konfliktpotenzial“, so Beissel.

Gefahr für Allergiker und heimische Honigbienen

Zwar gilt die Asiatische Hornisse als weniger aggressiv gegenüber Menschen als heimische Wespenarten, doch wer sich ihren Nestern nähert, riskiert Angriffe. Für Allergiker kann ein Stich lebensgefährlich sein – insbesondere da das Gift zwar dem von Wespen ähnelt, aber eine leicht veränderte Zusammensetzung aufweist.

Ein weiteres Problem: Die Hornisse jagt gezielt Honigbienen direkt an deren Stöcken. Für Imker bedeutet das erhebliche Verluste – ein weiteres Argument für gezielte Bekämpfungsmaßnahmen, auch wenn eine vollständige Ausrottung laut Beissel unrealistisch sei. „Damit müssen wir leben – zumindest bis zu einem gewissen Maß“, so der Experte.

Verwechslungsgefahr mit geschützten Arten – NABU warnt vor Fallen

Ein weiteres Risiko: Die Ähnlichkeit der Asiatischen Hornisse mit der heimischen, gesetzlich geschützten Europäischen Hornisse (Vespa crabro). Beide Arten lassen sich nur durch genaues Hinschauen unterscheiden – etwa an der Körperfärbung oder der Farbe der Beinsegmente. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) warnt deshalb davor, auf eigene Faust Wespenfallen aufzustellen. Diese würden auch geschützte heimische Arten gefährden.

Wo nistet die Asiatische Hornisse?

Je nach Jahreszeit verändert sich auch das Nestverhalten: Im Frühjahr bauen Königinnen kleine Gründungsnester nahe dem Boden – zum Beispiel in Schuppen oder Sträuchern. Im Sommer entstehen dann große, hängende Nester in Baumkronen, die bis zu einem Meter groß werden können. Wer im Garten arbeitet oder Bäume beschneidet, sollte deshalb besonders aufmerksam sein.

Invasion kaum noch zu stoppen – aber weiterhin bekämpfenswert

Die Asiatische Hornisse ist gekommen, um zu bleiben – da sind sich Experten einig. Dennoch fordern sie weiterhin aktive Maßnahmen zur Eindämmung der Art. Zwar sei ihre Ausrottung kaum noch realistisch, doch eine vollständige Tatenlosigkeit würde die Risiken für Mensch, Biene und Biodiversität weiter verschärfen.

„Die Gefahr ist real – wir dürfen sie nicht unterschätzen“, warnt Beissel. Die Verantwortung liege nun mehr denn je bei der Bevölkerung – beim Erkennen, Melden und verantwortungsvollen Umgang mit der invasiven Hornisse.

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