Split. Kroatien wird erneut von extremen Unwettern heimgesucht. Innerhalb weniger Stunden fielen am Mittwoch in Rijeka und der Kvarner-Bucht bis zu 234 Liter Regen pro Quadratmeter – Straßen, Unterführungen und Keller standen sofort unter Wasser. Feuerwehr und Rettungskräfte rückten zu rund 50 Einsätzen aus.
Der Wetterdienst rief am Donnerstag die höchste Warnstufe für weitere Regionen aus, darunter Split, Knin und Dubrovnik. Die Behörden warnen vor massiven Verkehrsbehinderungen, Ausfällen bei Energie- und Kommunikationsnetzen sowie gefährlich eingeschränkter Sicht im Straßenverkehr.
Die Extremwetterlage reiht sich ein in eine Serie von Unwettern, die bereits im Sommer schwere Schäden angerichtet hatten. Besonders im Raum Split standen Grundstücke und Straßen binnen Minuten unter Wasser, 24 Menschen wurden verletzt.
Doch der jüngste Sturm hat eine zusätzliche Gefahr ans Licht gebracht: Am Strand von Solin, unweit von Split, wirbelten Sturmböen Asbeststaub aus einer früheren Industrieanlage auf. Das Gebiet gilt seit Jahren als kontaminiert, wurde aber nie abgesperrt oder saniert.
Anwohner sprechen von einer tickenden Zeitbombe. Viele von ihnen haben selbst oder über Angehörige in der berüchtigten Fabrik „Salonit“ gearbeitet – bekannt für ihre Asbestbelastung. Eine Bürgerinitiative kritisiert, dass Politik und Behörden seit über einem Jahrzehnt untätig bleiben. Versprochene Sanierungen seien verschleppt, Gelder nicht bereitgestellt worden.
Die Forderungen sind eindeutig: sofortige Absperrung, Warnschilder und eine umfassende Sanierung. Doch bislang reagierten die Behörden mit bürokratischen Ausreden – und verweisen unter anderem auf die angeblich „gute Wasserqualität“. Für die Initiative ist das blanker Hohn.
Während Kroatien mit den Folgen von Fluten und Stürmen kämpft, wächst die Sorge, dass die Asbestgefahr in Solin zu einer langfristigen Gesundheitskatastrophe wird.