Berlin. Trotz Flaute in der deutschen Wirtschaft bleibt die Bundesrepublik für chinesische Unternehmen eines der attraktivsten Ziele in Europa. Das zeigt der neue „German Chinese Business Confidence Survey 2025“ von KPMG und der Chinesischen Handelskammer. Die Mehrheit der befragten Firmen blickt optimistisch auf ihr Deutschland-Geschäft: Fast die Hälfte rechnet mit steigenden Umsätzen, viele planen mehr Personal und zusätzliche Investitionen.
Besonders gefragt ist nun strategisches Handeln auf politischer Ebene. KPMG-Studienautor Andreas Glunz betont, dass Deutschland chinesische Investoren weder abschrecken noch unreguliert gewähren lassen dürfe. Eine klare industriepolitische Linie und gezielte Partnerschaften seien entscheidend, um Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität zu sichern.
In den Zukunftsfeldern zeichnen sich deutliche Prioritäten ab. Chinesische Unternehmen sehen Deutschland vor allem als Standort für Digitalisierungsvorhaben, Energieprojekte einschließlich Batterie-Technologien sowie für Automotive-Themen wie Elektromobilität und vernetzte Produktion. Diese Branchen gelten aus Sicht der Investoren als besonders wachstumsstark und strategisch relevant.
Der Standortvorteil bleibt für viele handfest: Die direkte Nähe zu Kunden und Zulieferern macht Deutschland für mehr als die Hälfte der Unternehmen unverzichtbar. Viele nutzen ihre deutsche Tochtergesellschaft zudem als Europazentrale, als Marketingplattform oder als logistischen Knotenpunkt. Darüber hinaus wird der hiesige Markt trotz Konjunkturschwäche zunehmend als stabiler Anker im von geopolitischen Spannungen geprägten globalen Umfeld wahrgenommen.
Ein bemerkenswerter Trend zeichnet sich im geopolitischen Kontext ab. Immer mehr chinesische Firmen orientieren sich weg vom US-Markt und prüfen stattdessen Europa als alternativen Absatzraum. Zwar bleiben konkrete Großinvestitionen noch rar, doch die Zahl der geplanten Kooperationen mit deutschen Unternehmen wächst. Auch das neue Sondervermögen der Bundesregierung wird von vielen chinesischen Firmen als Chance identifiziert, insbesondere im Bereich Energie- und Transformationsprojekte.
Deutschland steht damit vor der Aufgabe, Chancen und Risiken sorgfältig abzuwägen: Der Investitionsdruck steigt, die Erwartungen der Unternehmen ebenso – und der Wettbewerb um Technologie, Märkte und Einfluss wird global härter.


