Berlin. Die Bundeswehr steht vor einer der größten Modernisierungsrunden ihrer Panzertruppen seit Jahrzehnten. Bis 2030 sollen insgesamt 123 neue Leopard-2-A8-Kampfpanzer ausgeliefert werden, weitere knapp 75 sollen im kommenden Jahr bestellt werden – insgesamt also nahezu 200 Fahrzeuge. Das kündigte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei der offiziellen Vorstellung des Modells in München an. Die ersten 18 Panzer sollen besonders zügig eintreffen; 105 wurden bereits im vergangenen Jahr geordert.
Pistorius lobte den neuen Leopard 2 A8 sowie die modernisierte Panzerhaubitze 2000 A4 – beide gefertigt vom deutsch-französischen Rüstungskonzern KNDS – als unverzichtbar für das Gefecht der verbundenen Waffen. Panzer, Artillerie, Drohnen und Infanterie müssten wie „Zahnräder“ ineinandergreifen, sagte der Minister. Der Kampfpanzer bleibe trotz moderner Drohnentechnologie ein zentraler Faktor auf dem Schlachtfeld: wetterunabhängig, hochmobil und entscheidend für schnelle, schlagkräftige Manöver.
Dass künftig noch mehr Panzer bestellt werden könnten, schloss Pistorius nicht aus, nannte jedoch keine Zielzahlen. Eine Anschaffung in der Größenordnung von über 500 Fahrzeugen sei jedoch unrealistisch – die Produktion dauere bis weit in die 2040er-Jahre. Bis 2030 sollen die 123 bestellten A8-Modelle geliefert sein, bestätigte das Beschaffungsamt der Bundeswehr.
Gleichzeitig erhöhte Pistorius den Druck auf die Rüstungsindustrie. Sie müsse verlässlichere Lieferzeiten, planbare Stückzahlen und stabile Preise garantieren. Der Bund wiederum wolle die eigenen Prozesse weiter entschlacken: Das oft kritisierte Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in Koblenz solle weiter reformiert werden, auch wenn Pistorius attestierte, das Amt habe bereits eine „Trendwende“ geschafft.
Der Leopard 2 A8 verfügt über deutlich verstärkte Panzerung, einen verbesserten Dachschutz und ein aktives Schutzsystem des israelischen Herstellers Rafael, das anfliegende Geschosse vor dem Einschlag neutralisiert. „Der Leo ist traditionell der modernste und fähigste Kampfpanzer der Welt“, sagte Pistorius bei der Präsentation. 2026 soll die Bundeswehr die ersten Fahrzeuge zu Testzwecken erhalten. Danach werden unter anderem die für die NATO-Ostflanke zuständigen Kräfte in Litauen zuerst ausgerüstet.
Der neue Leopard stößt auch international auf großes Interesse: Neben Deutschland haben Kroatien, Litauen, die Niederlande, Norwegen, Schweden und Tschechien bereits Bestellungen aufgegeben. Für die 123 deutschen Fahrzeuge sind mehr als 3,4 Milliarden Euro eingeplant – finanziert überwiegend aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr.


