Zukünftig mehr Leistungen in Apotheken

Foto: pixelio.de/Marco Petig

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Berlin. Die Bundesregierung will Apotheken künftig zu echten Gesundheitszentren in der Nachbarschaft ausbauen. Nach Plänen von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sollen Apotheken in Deutschland künftig deutlich mehr Leistungen anbieten dürfen – von Impfungen und Schnelltests über Vorsorgeuntersuchungen bis hin zur Abgabe bestimmter Medikamente ohne ärztliches Rezept. Zwei entsprechende Gesetzesentwürfe hat das Gesundheitsministerium nun in die regierungsinterne Abstimmung gegeben.

Die Reform soll nicht nur die Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum sichern, sondern auch Hausärzte entlasten und den Bürokratieaufwand für Apothekenteams verringern. SPD-Gesundheitsexperte Christos Pantazis begrüßte die Pläne als „wichtigen Schritt zur wohnortnahen und modernen Gesundheitsversorgung“.

Apotheken als erste Anlaufstelle für Vorsorge und Impfungen

Künftig sollen Apotheken neben klassischen Grippe- und Corona-Impfungen alle Schutzimpfungen mit Totimpfstoffen durchführen dürfen – darunter Impfungen gegen Tetanus, FSME (durch Zecken übertragene Virusinfektion) oder Diphtherie. Damit würden Apotheken zu zentralen Orten der Gesundheitsprävention, ähnlich wie es bereits in anderen europäischen Ländern üblich ist.

Zudem sollen Apotheken Früherkennungs- und Vorsorgeleistungen anbieten dürfen, etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder zur Raucherentwöhnung. „Wir wollen die Gesundheitskompetenz der Apotheken nutzen und gleichzeitig die ärztliche Versorgung ergänzen“, heißt es aus Ministeriumskreisen.

Medikamente auch ohne Rezept – unter klaren Bedingungen

Ein weiterer Kernpunkt der Reform: In definierten Fällen sollen Apotheken künftig auch verschreibungspflichtige Medikamente abgeben dürfen, ohne dass ein Rezept eines Arztes vorliegt. Das gilt etwa bei bekannten Langzeitmedikationen, wenn Patientinnen und Patienten ihre regelmäßigen Medikamente kurzfristig benötigen. Auch bei „akuten, unkomplizierten Erkrankungen“ wie Blasenentzündungen oder Erkältungen könnte die einmalige Abgabe der kleinsten Packungsgröße erlaubt werden.

Mehr Flexibilität und weniger Bürokratie

Darüber hinaus sollen Öffnungszeiten flexibler gestaltet und die Anforderungen an Zweigstellen-Apotheken gelockert werden, um die Versorgung auf dem Land zu verbessern. Gleichzeitig will das Ministerium die Dokumentationspflichten vereinfachen, damit Apothekerinnen und Apotheker mehr Zeit für Patienten haben.

Trotz des breiten Zuspruchs aus Politik und Apothekenverbänden gibt es auch Kritik: Ärztevertreter warnen vor einer „Aufweichung ärztlicher Verantwortung“ und fordern klare Grenzen bei der Medikamentenabgabe. Ministerin Warken hält dagegen: „Niemand will den Arzt ersetzen – aber wir wollen Versorgung dort ermöglichen, wo sie gebraucht wird.“

Wenn die Reform wie geplant umgesetzt wird, könnten Apotheken schon ab 2026 zu einem der wichtigsten Pfeiler der wohnortnahen Gesundheitsversorgung werden – mit mehr Verantwortung, mehr Kompetenzen und mehr Nähe zu den Menschen.

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