Adelaide. Menschen, die von Schuld- und Schamgefühlen geplagt werden, haben häufig große Schwierigkeiten, sich selbst zu verzeihen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Flinders University, veröffentlicht im Fachjournal Self and Identity. Untersucht wurden die persönlichen Erlebnisse von 80 Teilnehmenden – teils mit, teils ohne die Fähigkeit zur Selbstvergebung.
Das Forschungsteam fand heraus, dass Betroffene, die nicht verzeihen können, belastende Ereignisse immer wieder im Kopf durchleben, selbst wenn diese viele Jahre zurückliegen. Oft fühlen sie sich in der Vergangenheit gefangen, auch wenn sie wissen, dass Vergebung ihrer psychischen Gesundheit guttun würde. Die Folge sind anhaltende Gefühle wie Reue, Scham, Schuld und Selbstvorwürfe.
„Selbstvergebung bedeutet nicht einfach, weiterzumachen oder zu vergessen“, betont Studienleiterin Lydia Woodyatt. Selbst Menschen, die diesen Schritt schaffen, denken hin und wieder an das belastende Ereignis – jedoch weniger intensiv und ohne, dass es ihr Leben bestimmt.
Der Schlüssel liege darin, bewusst den Blick nach vorn zu richten, persönliche Grenzen zu akzeptieren und die eigenen Werte neu zu entdecken. Besonders schwer fällt dieser Prozess Menschen, die glauben, jemanden im Stich gelassen zu haben oder sich selbst als Opfer sehen.
Die Studie macht zudem deutlich, dass Selbstvergebung nicht nur für diejenigen relevant ist, die klar „falsch“ gehandelt haben. Auch Opfer oder Menschen in Situationen mit hoher Verantwortung können unter Selbstvorwürfen leiden – selbst wenn sie den Ausgang nicht hätten beeinflussen können. Der Weg zur Vergebung erfordere Zeit, Reflexion und oft auch Unterstützung von außen.