DSL vor dem Aus: Ist das realistisch?

Foto: pixabay.com/Jean Martinelle

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Die Zeit des klassischen DSL-Internets neigt sich dem Ende zu – zumindest wenn es nach der EU-Kommission geht. Ihr ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 soll in Europa das veraltete Kupfernetz abgeschaltet werden, über das derzeit noch viele Internetanschlüsse laufen. Stattdessen soll Glasfaser flächendeckend für schnellere und stabilere Verbindungen sorgen.

Der Status quo in Deutschland

Deutschland steht beim Glasfaserausbau allerdings noch am Anfang. Ende 2024 verfügten lediglich 47 Prozent der Haushalte über einen Glasfaseranschluss. Nur in 19 Prozent der Gebäude ist der Ausbau so weit fortgeschritten, dass die Anschlüsse sofort genutzt werden könnten – ganz ohne zusätzliche Bauarbeiten. Angesichts dieser Zahlen erscheint das Zieljahr 2030 ambitioniert.

Ein Diskussionspapier der Bundesnetzagentur sorgt nun für Aufsehen. Darin wird eine Strategie skizziert, wie Deutschland den Wechsel vom Kupfer- zum Glasfasernetz bewältigen könnte. Die Bundesregierung hat sich mit der sogenannten Gigabit-Strategie ebenfalls das Jahr 2030 als Zielmarke gesetzt – ein deutliches Signal für einen bevorstehenden Wandel.

Zwangsumstieg für DSL-Kunden?

Aktuell nutzen noch rund 24 Millionen Menschen in Deutschland einen DSL-Anschluss – viele davon in ländlichen Regionen, in denen der Glasfaserausbau noch kaum begonnen hat. In Branchenkreisen werden nun Forderungen laut, das Kupfernetz dort abzuschalten, wo bereits Glasfaser verlegt wurde, um den Umstieg zu beschleunigen. Doch was bedeutet das für bestehende DSL-Kunden? Müssen sie sich auf eine Zwangsumstellung einstellen?

Die Deutsche Telekom sieht die Entwicklung gelassen. Pressesprecherin Nicole Schmidt betont gegenüber BILD: „Es gibt derzeit keine konkreten Pläne der Telekom, das Kupfernetz abzuschalten – weder flächendeckend noch in bestimmten Regionen.“ Auch das Jahr 2030 sei lediglich eine Vision, die auf EU-Ebene diskutiert werde, in Deutschland aber keine gesetzliche Grundlage habe.

Telekom warnt vor überhitzter Debatte

Die Telekom erteilt auch der Idee eine Absage, das Kupfernetz automatisch dort abzuschalten, wo Glasfaser bereits liegt: „Das ist rechtlich nicht zulässig“, so Schmidt. Ihrer Meinung nach sei die aktuelle Debatte verfrüht und der Weg bis zu einer vollständigen Abschaltung des Kupfernetzes noch lang.

Kritik kommt hingegen von Wettbewerbern. Philipp Müller, Geschäftsführer des ANGA Breitbandverbands, wirft der Telekom vor, den Wechsel auf Glasfaser auszubremsen. „Die Telekom schaltet nur dort um, wo sie selbst Glasfaser verlegt hat“, so Müller. Von einem Zwang sei keine Rede – vielmehr hänge Deutschland am „Kupfer-Klotz“ der Telekom, der bald der Vergangenheit angehören müsse.

Glasfaser kommt – aber langsamer als geplant

Fest steht: Die Zukunft gehört der Glasfaser. Die Technologie ist leistungsfähiger und langfristig kosteneffizienter. Doch der vollständige Übergang wird in Deutschland wohl länger dauern als zunächst erhofft. Auch die Bundesnetzagentur räumt ein, dass das Jahr 2030 unter den aktuellen Bedingungen kaum zu halten sein wird – weder beim Ausbau noch bei der Nachfrage.

Für DSL-Kunden bedeutet das vorerst: Es besteht kein Grund zur Panik. Der Abschied vom Kupfernetz ist zwar unausweichlich, doch der Weg dahin wird sich voraussichtlich noch über viele Jahre ziehen.

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