Die Vereinigten Staaten werden zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrzehnts die Kultur- und Bildungsorganisation der Vereinten Nationen (Unesco) verlassen. Wie Außenamtssprecherin Tammy Bruce in Washington erklärte, liege eine weitere Mitgliedschaft „nicht im nationalen Interesse der USA“. Die Organisation konzentriere sich zu stark auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und vertrete soziale und kulturelle Positionen, die aus Sicht der US-Regierung „spaltend“ seien. Die Entscheidung steht in direktem Zusammenhang mit der „America First“-Außenpolitik von Präsident Donald Trump, der nach seiner Wiederwahl erneut einen deutlichen Rückzug von multilateralen Institutionen einleitet.
Rückzug trotz jüngstem Wiedereintritt
Noch Mitte 2023 hatte die Regierung von Joe Biden die Rückkehr der USA in die Unesco verkündet – ein symbolträchtiger Schritt zur Stärkung internationaler Zusammenarbeit. Trumps erste Amtszeit endete hingegen mit dem Austritt aus der Unesco Ende 2018. Damals warf er der Organisation eine antiisraelische Haltung vor, ein Vorwurf, den die Unesco bis heute entschieden zurückweist.
Breitere Strategie: Austritte aus internationalen Institutionen
Der Schritt ist Teil einer größeren außenpolitischen Linie: Trump hatte bereits den Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angekündigt und die Zahlungen an das Palästinenserhilfswerk UNRWA eingestellt. Die Unesco trifft der Rückzug finanziell empfindlich – die USA trugen zuletzt rund acht Prozent zum Budget der Organisation bei.
Unesco-Chefin: Entscheidung „gegen Multilateralismus“
Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay reagierte mit Bedauern: Die Entscheidung sei ein Rückschritt für den Multilateralismus und die internationale Bildungsarbeit. Man habe den Rückzug jedoch erwartet und sich organisatorisch darauf vorbereitet. Azoulay wies zudem die Kritik an einer angeblich antiisraelischen Haltung zurück und betonte das Engagement der Unesco im Kampf gegen Antisemitismus, etwa durch Holocaust-Aufklärung in über 80 Ländern.
Historischer Kontext
Die USA traten bereits 1984 aus der Unesco aus – auch damals mit dem Vorwurf einer antiamerikanischen Haltung. 2003 erfolgte der Wiedereintritt. Nun steht der nächste Austritt an: Er soll Ende 2026 offiziell vollzogen werden.