Phlegräische Felder: Italiens Supervulkan bebt erneut

Foto: jimmyweee/CC BY 2.0

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Neapel. Ein heftiges Erdbeben hat am Montag, dem 30. Juni, die Region rund um Neapel erschüttert – und könnte ein beunruhigendes Zeichen für eine größere Bedrohung sein. Mit einer Stärke von 4,6 war es das stärkste jemals gemessene Beben in der Region der Phlegräischen Felder – einem der gefährlichsten Supervulkane Europas. Die Erschütterungen versetzten viele Anwohner der neapolitanischen Altstadt in Panik. Doch das wahre Risiko liegt möglicherweise noch unter der Oberfläche.

Supervulkan in Bewegung: Sorge um untypisches Beben

Giuseppe Mastrolorenzo, Vulkanologe am renommierten Vesuv-Observatorium, schlägt Alarm: Das Zentrum des Bebens lag nicht wie üblich im Inneren der Caldera, sondern an ihrem Rand. Für ihn ein Warnsignal. „Das bedeutet, dass künftig auch in entfernteren Gebieten mit sehr starken Erdstößen gerechnet werden muss“, erklärt er. Die Aktivität sei untypisch und daher besonders gefährlich.

Alte Notfallpläne unter Druck

Für Mastrolorenzo ist klar: Die bisherigen Notfallpläne, die auf Annahmen der vergangenen Jahrzehnte beruhen, reichen nicht mehr aus. Besonders kritisch sieht er die Einschätzung, dass ein Vulkanausbruch 72 Stunden vorhergesagt werden könne – ein Zeitfenster, auf das der italienische Zivilschutz seine Evakuierungsstrategie stützt. Der Vulkanologe widerspricht: „Das Risiko eines Ausbruchs können wir absolut nicht vorhersagen.“

„Wir wiegen uns in falscher Sicherheit“

Viele Experten sehen derzeit keinen Anlass zur Panik, doch Mastrolorenzo warnt eindringlich vor Selbstzufriedenheit: Die Phlegräischen Felder seien nicht mit den Aktivitätsmustern der 1970er- und 80er-Jahre vergleichbar. Vielmehr müsse man sich auf unvorhersehbare Entwicklungen einstellen – sowohl für die Bevölkerung als auch für die vielen Touristen, die die Region jährlich besuchen.

Die Bedrohung aus der Tiefe

Die Phlegräischen Felder gelten als Supervulkan mit potenziell katastrophalen Auswirkungen. Ein Ausbruch würde nicht nur Süditalien betreffen, sondern könnte globale klimatische Folgen haben. Dass sich die seismischen Aktivitäten nun auch auf bisher stabile Randbereiche ausweiten, könnte laut Mastrolorenzo ein Hinweis darauf sein, dass der Vulkan in eine neue Phase eintritt.

Die Bevölkerung müsse dringend besser informiert und sensibilisiert werden. „Es ist alles unvorhersehbar“, sagt der Experte – und fordert eine grundlegende Überarbeitung der bisherigen Sicherheitskonzepte.

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