Der seit Jahrzehnten schwelende Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha ist in den vergangenen Tagen dramatisch eskaliert. Am Freitagmorgen kam es erneut zu Feuergefechten, wie die thailändische Armee mitteilte. In der betroffenen Grenzregion im Nordosten Thailands herrscht höchste Alarmstufe: Mehr als 100.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, 14 Todesopfer sind bislang in Thailand zu beklagen.
Bereits am Donnerstag war der Konflikt nach gegenseitigen Schusswechseln eskaliert. Thailand setzte erstmals F16-Kampfjets ein. Laut thailändischer Armee hatten kambodschanische Truppen mit Raketen vom Typ BM-21 eine Militärbasis in der Provinz Surin angegriffen. Kambodscha spricht hingegen von einem „unprovozierten Angriff“ durch Thailand und wirft dem Nachbarstaat einen „eklatanten Akt militärischer Aggression“ vor.
In mehreren Grenzorten, darunter in der Nähe der Ruinen des umstrittenen Tempels Prasat Ta Muen Thom, kam es zu Gefechten. Videos aus der Region zeigen Explosionen, Schüsse und Zivilisten, die in Bunkern Schutz suchen. Die Grenzübergänge im Südosten Thailands wurden geschlossen. Thailand rief seine Staatsbürger zur Ausreise aus Kambodscha auf und wies den kambodschanischen Botschafter aus. Auch die diplomatischen Beziehungen beider Länder wurden massiv zurückgefahren.
Hintergrund des Konflikts ist der jahrzehntelange Streit um den Verlauf der über 800 Kilometer langen Grenze. Besonders umstritten ist das Gelände rund um den Weltkulturerbe-Tempel Prasat Preah Vihear. Der Grenzkonflikt belastet das internationale Image Thailands als sicheres Urlaubsland erheblich. Das Auswärtige Amt rät Reisenden dringend, die betroffene Region zu meiden.
Kambodschas Premierminister Hun Manet betonte, sein Land strebe zwar eine friedliche Lösung an, sei jedoch gezwungen, auf militärische Aggression zu reagieren. China, ein Verbündeter Kambodschas, zeigte sich besorgt über die Eskalation.