Überstürzter Kohleausstieg gefährdet Klima

Foto: pixelio.de/Claus Weisweiler

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Stanford/Oslo. Ein überstürzter Abschied von der Kohleverstromung könnte paradoxerweise den globalen CO₂-Ausstoß steigern. Davor warnen der Wirtschaftswissenschaftler Bård Harstad von der Stanford Graduate School of Business und Katinka Holtsmark von der Universität Oslo. In einer aktuellen Analyse zeigen die beiden Forscher auf, wie gut gemeinte Klimapolitik in eine gefährliche Sackgasse führen kann – die sogenannte „Gasfalle“.

Kurzfristiger Klimavorteil – langfristiger Rückschritt

Der Umstieg von Kohle auf Erdgas senkt zwar kurzfristig die Emissionen, da Erdgas pro Kilowattstunde deutlich weniger CO₂ verursacht. Doch der Schein trügt: Die notwendigen Milliardeninvestitionen in Gaskraftwerke binden Kapital, das für den Ausbau erneuerbarer Energien fehlt. Die Folge: Statt einer nachhaltigen Energiewende droht eine fatale Abhängigkeit vom fossilen Brennstoff Gas.

Gas als Falle für Klimapolitik

„Wenn Länder sich nicht gleichzeitig zur Regulierung ihrer Gasproduktion verpflichten, könnte der überhastete Kohleausstieg mehr schaden als nützen“, warnt Harstad. Der Ausbau erneuerbarer Energien – etwa durch Windkraft, Solarenergie oder Wasserkraft – sei zwar alternativlos, aber teuer und technologisch anspruchsvoll. Vor allem fehle es an Speichermöglichkeiten, um wetterbedingte Schwankungen auszugleichen. Fossile Kraftwerke blieben daher auch weiterhin notwendig, um kurzfristige Versorgungslücken zu schließen.

Erneuerbare brauchen Zeit – und Geld

Langfristig sei ein kompletter Umstieg auf saubere Energie möglich, so die Forscher. Doch dafür müssten Staaten massiv in Speichertechnologien wie Batterien, Wasserstoffsysteme oder Pumpspeicherkraftwerke investieren – Investitionen, die durch parallele Gasprojekte häufig blockiert werden. Laut Harstad ist der europäische Energiemarkt bereits in dieser Falle gefangen. In Asien hingegen, wo neue Kohleminen entstehen, droht das Dilemma erst noch.

Klimaziele in Gefahr

Je ambitionierter die Emissionsziele, desto größer die Gefahr, dass Staaten in die Gasfalle tappen, warnen die Forscher. Sie fordern eine strategisch koordinierte Energiepolitik, die Gas nur als Übergangstechnologie zulässt – und klare Investitionspfade in Richtung erneuerbarer Energien vorgibt. Andernfalls könnte der Weg aus der Kohle heraus direkt in eine neue fossile Sackgasse führen.

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