Kasachstan steht vor einem bedeutenden Schritt in seiner Energiepolitik: Der Bau des ersten Atomkraftwerks des Landes ist beschlossen, und internationale Akteure aus Russland, China, Frankreich und Südkorea konkurrieren um den Zuschlag. Am 6. Oktober 2024 stimmten rund 71 % der kasachischen Bevölkerung in einem Referendum für den Bau eines Atomkraftwerks. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 64 %, womit das Referendum gültig war. Präsident Kassym-Schomart Tokajew bezeichnete das Projekt als das größte in der Geschichte des unabhängigen Kasachstan. Ziel ist es, die Stromversorgung zu sichern und umweltschädliche Kohlekraftwerke schrittweise abzuschaffen.
Standortwahl: Ülken am Balchaschsee
Das geplante Atomkraftwerk soll in der Ortschaft Ülken am Westufer des Balchaschsees im Schambylski-Bezirk errichtet werden. Dieser Standort wurde bereits in den 1980er- und 1990er-Jahren für Energieprojekte in Betracht gezogen, die jedoch nie realisiert wurden.
Internationale Bieter im Wettbewerb
Kasachstan hat ein transparentes und wettbewerbsorientiertes Bieterverfahren eingeleitet. Vier Unternehmen stehen in der engeren Auswahl: Neben Rosatom (Russland) mit dem WWER-1200-Reaktor, stehen auch CNNC (China) mit dem HPR-1000-Reaktor „Hualong One“, EDF (Frankreich) mit dem EPR1200-Reaktor und KHNP (Südkorea) mit den APR-1000/1400-Reaktoren in den Startlöchern. Der endgültige Entscheid für den Technologielieferanten soll bis zum 1. Juli 2025 fallen, mit Vertragsunterzeichnungen im November 2025.
Finanzierung und Zeitplan
Die Kosten pro Reaktorblock werden auf etwa 5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Finanzierung soll über Exportkredite und internationale Finanzinstitutionen erfolgen. Die Bauzeit für beide Blöcke wird auf zehn bis zwölf Jahre veranschlagt.
Geopolitische Dimensionen
Das Projekt hat eine geopolitische Bedeutung, da es Kasachstans Beziehungen zu Russland, China, Frankreich und Südkorea beeinflusst. China hat bereits seine Bereitschaft zur Unterstützung bekundet und Gespräche mit kasachischen Vertretern geführt.
Zukunftsperspektiven
Langfristig plant Kasachstan den Bau von zwei weiteren Atomkraftwerken. Mögliche Standorte sind Kurtschatow im Nordosten, Balqasch am Nordufer des Balchaschsees und das Atomgelände MAEK bei Aktau am Kaspischen Meer. Kasachstan setzt mit dem Bau seines ersten Atomkraftwerks ein Zeichen für eine nachhaltige und unabhängige Energiezukunft. Die Entscheidung wird nicht nur die nationale Energieversorgung stärken, sondern auch die geopolitische Position des Landes festigen.