Köln. Deutschland droht ein dramatischer Fachkräftemangel: Bis 2028 könnten bundesweit rund 768.000 qualifizierte Arbeitskräfte fehlen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die Trends aus 1.300 Berufen fortschreibt – unter der Annahme, dass sich die Entwicklungen der letzten sieben Jahre weiter fortsetzen.
Besonders betroffen: Verkaufs- und Handwerksberufe
Am stärksten betroffen ist der Einzelhandel: Trotz sinkender Beschäftigungszahlen könnte dort eine Lücke von über 40.000 Fachkräften entstehen. Vor allem altersbedingte Abgänge reißen große Löcher in die Personaldecke – und Nachfolger sind schwer zu finden.
Auch in den Metallberufen spitzt sich die Lage zu: Die Zahl der Beschäftigten wird voraussichtlich um 14 Prozent sinken – das entspricht einem Verlust von rund 161.000 Stellen. Gründe dafür sind die schwächelnde Konjunktur und der Mangel an Nachwuchskräften. Selbst für Facharbeiter in der Metallbearbeitung bleibt der Ersatz schwer: Hier werden bis 2028 voraussichtlich 7.400 Stellen unbesetzt bleiben.
Erzieher: Mehr Jobs, trotzdem Lücke
Trotz eines Beschäftigungszuwachses von über 136.000 Personen in der Erziehungsbranche bleibt die Situation angespannt. Die Zahl der offenen Stellen für Erzieher dürfte auf knapp 31.000 steigen – ein Hinweis darauf, dass auch wachsende Ausbildungszahlen nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken.
Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt
Ein zentrales Problem: In vielen Berufen mit Ausbildungspflicht fehlen nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Bewerber für Ausbildungsplätze. Mehr als die Hälfte der gesamten Fachkräftelücke betrifft genau diese Berufe.
Forderung an die Politik: Berufsbildung stärken
IW-Arbeitsmarktexperte Alexander Burstedde fordert daher gezielte politische Maßnahmen: „Die Politik muss die Berufsorientierung stärken und frühzeitig über Chancen in Mangelberufen informieren – vor allem an Schulen.“ Nur so lasse sich der strukturelle Fachkräftemangel langfristig abfedern.