Tschechien prüft derzeit vier mögliche Standorte für ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll – zwei davon nur wenige Dutzend Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt. Das geht aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des sächsischen Landtagsabgeordneten Thomas Löser (Grüne) hervor. Bis 2030 soll ein endgültiger Standort festgelegt werden, der Betrieb des Endlagers ist für 2050 geplant.
Zwei Standorte in Grenznähe zu Bayern
Die beiden am weitesten entwickelten Standorte – Březový potok bei Horažďovice und Janoch bei Temelín – liegen im Südwesten Tschechiens. Sie befinden sich nur etwa 50 bzw. 60 Kilometer Luftlinie von Bayern entfernt. Auch zur sächsischen Grenze ist die Entfernung mit rund 140 bzw. 175 Kilometern nicht groß. Die beiden weiteren möglichen Endlagerorte – Horka und Hrádek – liegen weiter im Landesinneren in der Region Vysočina.
Tschechische Regierung strebt Entscheidung bis 2030 an
Verantwortlich für das Projekt ist die tschechische Behörde SÚRAO, die laut der Antwort der sächsischen Landesregierung das Vorhaben ohne genaue Angaben zu Kosten oder konkreten Sicherheitsanforderungen betreibt. Die Bundesregierung in Sachsen gibt an, keine detaillierten Informationen über die rechtlichen Rahmenbedingungen zu haben.
Grüne kritisieren zurückhaltende Haltung Sachsens
Der sächsische Grünen-Politiker Thomas Löser zeigt sich alarmiert über die Pläne und kritisiert die sächsische Landesregierung scharf: „Ich vermisse klare Aussagen zu den Risiken, insbesondere hinsichtlich des Wasserbedarfs und der Sicherheitslage.“ Ein Endlager dieser Art in Grenznähe sei kein technisches Experiment, sondern ein erhebliches Risiko für Mensch und Umwelt.
Neues Atomkraftprojekt bei Tušimice geplant
Die Diskussion wird zusätzlich durch ein weiteres Atomprojekt in Tschechien befeuert. Erst Ende Mai kündigte der tschechische Energiekonzern ČEZ an, in Tušimice einen kleinen Reaktor errichten zu wollen – nur etwa 17 Kilometer von der sächsischen Grenze entfernt. Auch hier äußern deutsche Politiker Sicherheitsbedenken.
Region steht vor nuklearpolitischer Herausforderung
Mit Blick auf die zunehmenden Atompläne im Nachbarland fordern Kritiker mehr Engagement seitens der deutschen Landes- und Bundesregierung. Die grenznahe Lage mehrerer möglicher Endlager und neuer Reaktoren rückt die Frage nach Transparenz, Sicherheitsstandards und Mitsprache deutlich in den Fokus – auch jenseits nationaler Zuständigkeiten.