Der Blaue See bei Hüttenrode im Harz zählt zu den schönsten Naturphänomenen der Region – normalerweise. Wenn sich sein Wasser in einem leuchtenden Blau zeigt, zieht er jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Doch in diesem Frühjahr ist alles anders: Statt der gewohnten leuchtenden Farbe präsentiert sich der See trist und grau.
Viele Ausflügler, die in diesen Wochen den Weg zum See finden, zeigen sich enttäuscht. In sozialen Medien wird bereits diskutiert, ob sich ein Besuch überhaupt lohnt – der Vorschlag, ihn in „Grüner See“ umzubenennen, macht ironisch die Runde. Die ungewöhnliche Farbveränderung wirft Fragen auf: Was steckt dahinter? Kommt das Blau vielleicht noch?
Wissenschaftler klären auf: Warum der See nicht blau ist
Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat Professor Dr. Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung ein Forschungsteam entsendet. Die Experten untersuchten das Wasser und stellten fest: Der See ist aktuell zwar klar und relativ algenfrei, doch das charakteristische Blau fehlt. Die Ursache: fehlendes Sickerwasser.
„Ich glaube nicht, dass sich der See in diesem Jahr noch blau färben wird“, erklärt Rinke. Die aktuelle Trockenheit verhindert, dass neues Wasser aus dem Umland in den See einsickert – ein entscheidender Prozess, der für das intensive Blau verantwortlich ist. Normalerweise wird das Gewässer im Frühjahr durch Schmelz- und Quellwasser gespeist. In Kombination mit dem im Gestein enthaltenen Kalk führt dies zur charakteristischen Färbung. Bleiben jedoch Niederschläge aus, bleibt auch der „Laguneneffekt“ aus.
Naturphänomen mit Ablaufdatum – Hoffnung für 2026
Der Blaue See ist ein geflutetes Restloch aus dem früheren Kalksteinabbau. Die bläuliche Färbung entsteht durch Lichtbrechung in kalkgesättigtem Wasser. Mit der Zeit verändern Algen und Schwebstoffe die Farbe des Wassers, es wird grün oder grau. In diesem Jahr setzte dieser Prozess offenbar besonders früh ein – oder der entscheidende Auslöser blieb ganz aus.
Trotz der aktuellen Enttäuschung gibt sich Professor Rinke für die Zukunft optimistisch. Sollten die Wetterbedingungen im nächsten Frühjahr wieder günstiger sein, bestehe eine gute Chance, dass sich der See dann erneut in seinem bekannten Blau zeigt.
Fazit: Wer den Blauen See besucht, sollte in diesem Jahr keine türkisfarbenen Postkartenmotive erwarten. Doch die Hoffnung bleibt – auf einen regenreicheren Frühling und auf das nächste „blaue Wunder“.