Russland: Polnische Kameras zur Spionage missbraucht

Foto: Przemysław Czopor/CC BY 3.0

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Der russische Militärgeheimdienst GRU hat in einer gezielten Cyberkampagne etwa 400 Überwachungskameras in Polen kompromittiert, um den Transport humanitärer Hilfe in die Ukraine auszuspähen. Dies berichtet die britische Zeitung The Guardian unter Berufung auf Informationen britischer Geheimdienste.

Gezielte Angriffe auf sicherheitsrelevante Bereiche

Die betroffenen Kameras befanden sich insbesondere an strategisch wichtigen Orten: Grenzübergänge und Gebiete in der Nähe militärischer Einrichtungen standen im Fokus. Nach Angaben der Geheimdienste hatte Russland Zugriff auf insgesamt rund 10.000 Kameras in verschiedenen Ländern – etwa vier Prozent davon in Polen.

Ziel der Operation war es offenbar, Informationen über die Bewegungen westlicher Hilfslieferungen in Richtung Ukraine zu gewinnen und somit gezielt Einfluss auf logistische Abläufe zu nehmen.

Technik hinter dem Angriff

Laut dem britischen Nationalen Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) wurde die Operation von der GRU-Einheit 26165 durchgeführt, die bereits für andere Cyberangriffe bekannt ist. Die Angreifer verschafften sich Zugriff auf die Videostreams einzelner Kameras – allerdings nicht auf vollständige Videoaufzeichnungen. Es ging primär darum, bestimmte Momente und Szenen auszulesen, um Bewegungsdaten zu analysieren.

Weitere digitale Angriffe

Neben dem Kamera-Hack verfolgte die GRU auch andere Angriffsvektoren: So kam es zu gezielten Phishing-Kampagnen, bei denen manipulierte E-Mails versendet wurden. Diese enthielten pornografische Inhalte oder täuschend echte Informationen, um Nutzer zum Öffnen zu verleiten und Zugangsdaten abzugreifen. Die Nachrichten waren individuell zugeschnitten und in der jeweiligen Landessprache verfasst – ein Zeichen für die gezielte Natur der Angriffe.

Reaktionen der internationalen Gemeinschaft

Die Enthüllungen riefen weltweit Besorgnis hervor. Großbritannien warnte in Abstimmung mit Polen, den USA, Deutschland, Tschechien und weiteren NATO-Partnern eindringlich vor den russischen Cyberoperationen. Die Angriffe zielten nicht nur auf zivile Infrastrukturen, sondern auch auf Bereiche des Verteidigungs- und Luftverkehrswesens.

Das NCSC kündigte an, die Cyberabwehrmaßnahmen zu intensivieren. Vor allem die Überwachung vernetzter Geräte soll verbessert und die Sicherheitsstandards in kritischen Infrastrukturen angehoben werden.

Cyberkrieg als neue Realität

Der Vorfall zeigt, wie sich Cyberkriegsführung zunehmend auf alltägliche und zivile Technologien ausweitet. Der Missbrauch von handelsüblichen Überwachungskameras für militärische Spionagezwecke verdeutlicht die Verletzlichkeit moderner Infrastrukturen – und unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf in Sachen digitaler Sicherheit.

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