Wie die Huthi-Rebellen die US-Militärmacht herausfordern

Foto: The U.S. ArmyRalph Scott/U.S. Department of Defense

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Ein Raketenangriff auf Israels zentralen Flughafen Ben Gurion hat nicht nur internationale Flüge gestoppt, sondern auch die Leistungsfähigkeit westlicher Luftverteidigungssysteme drastisch infrage gestellt. Trotz dem Einsatz modernster Systeme wie der israelischen Arrow-Abfangrakete und dem amerikanischen THAAD-System konnte der Einschlag nicht verhindert werden. Der Angriff wurde von der jemenitischen Huthi-Miliz für sich beansprucht – ein beispielloser Vorfall, der tiefgreifende sicherheitspolitische Fragen aufwirft.

Symbolischer Dämpfer für Hightech-Abwehr

Der gescheiterte Abfangversuch stellt einen massiven Reputationsverlust für das THAAD-System dar, das als eines der fortschrittlichsten Raketenabwehrsysteme der Welt gilt. Mit Anschaffungskosten von über einer Milliarde US-Dollar pro Batterie symbolisiert es die Hightech-Macht der USA – umso gravierender, dass es offenbar einer Rakete aus den Reihen einer nichtstaatlichen Rebellengruppe nichts entgegensetzen konnte.

Huthi-Rebellen: Von Stammeskämpfern zu technologischen Gegnern

Die Huthi-Miliz hat sich in den vergangenen Jahren rasant gewandelt. Mit technischer Unterstützung aus dem Iran, insbesondere durch die Quds-Einheit der Revolutionsgarden, konnte die Gruppe ihr Waffenarsenal professionalisieren. Heute verfügen sie über ballistische Raketen mit Reichweiten von bis zu 2.000 Kilometern, Drohnen mit großer Reichweite und sogar fortschrittliche Luftabwehrsysteme.

Ihre Fähigkeit, elektronische Ortungssysteme einzusetzen, um Ziele ohne aktives Radar zu verfolgen, sowie die Entwicklung von Raketenmodellen wie Thaqeb, Barq und dem hybriden System „358“, zeigen, dass moderne Kriegsführung längst nicht mehr nur eine Domäne großer Militärmächte ist.
Ein asymmetrischer Konflikt mit globalen Folgen

Seit Monaten führen die USA intensive Luftangriffe gegen Huthi-Stellungen im Jemen durch – über 900 Angriffe seit März 2024, mit dem Ziel, die militärischen Kapazitäten der Rebellen zu zerschlagen. Doch laut US-Geheimdienstquellen blieb die Wirkung begrenzt: Die Huthi können weiterhin Raketen auf Ziele in Israel sowie auf Schiffe im Roten Meer abfeuern. Ihre Kommando- und Kontrollstrukturen sind weitgehend intakt.

Dies unterstreicht ein zentrales Dilemma moderner Kriegsführung: Hochentwickelte Technologie allein reicht nicht aus, um asymmetrische Gegner zu besiegen, die über dezentrale Strukturen, lokal gefertigte Waffen und eine hohe Anpassungsfähigkeit verfügen.

Ein Milliarden-Desaster in der Luft

Besonders schmerzhaft ist der Verlust an MQ-9 Reaper-Drohnen, von denen die Huthi allein in wenigen Wochen sieben abgeschossen haben sollen – bei Stückkosten von etwa 30 Millionen Dollar. Einige Quellen berichten sogar von insgesamt 21 abgeschossenen Drohnen seit Ende 2023. Die Reaper gelten als Schlüsselplattformen für Aufklärung und gezielte Tötungseinsätze – ihr Verlust bedeutet nicht nur einen materiellen, sondern auch einen strategischen Rückschlag.

Als Reaktion auf die wachsende Bedrohung setzen die USA nun auch bemannte F-35-Kampfflugzeuge ein. Doch der Einsatz solcher Maschinen birgt Risiken: Ein Abschuss durch eine Rebellengruppe wäre nicht nur ein militärischer, sondern vor allem ein symbolischer Verlust – ein Angriff auf das Selbstverständnis westlicher Luftüberlegenheit.

Grenzen der Hightech-Doktrin

Der Vorfall am Ben-Gurion-Flughafen ist weit mehr als ein isoliertes Versagen eines Luftabwehrsystems. Er offenbart die wachsende Schwierigkeit für konventionelle Streitkräfte, in modernen Konflikten die Oberhand zu behalten. Die Parallelen zum Ukraine-Krieg sind auffällig: Auch Russland kämpft vergeblich um vollständige Luftkontrolle – trotz enormer technischer Überlegenheit.

Doch im Gegensatz zur Ukraine ist der Gegner der USA im Jemen keine Armee mit westlicher Unterstützung, sondern eine vergleichsweise kleine Rebellengruppe. Dass diese in der Lage ist, das Gleichgewicht der militärischen Kräfte derart herauszufordern, zeigt die Erosion eines alten Dogmas: Technologische Überlegenheit allein garantiert keine Dominanz mehr.

Die Entzauberung militärischer Supermacht

Die Unfähigkeit der USA, die Lufthoheit über dem Jemen zu erringen, stellt nicht nur ihre Strategie im Nahen Osten infrage, sondern auch die Glaubwürdigkeit moderner Militärtechnologie insgesamt. Der Angriff auf den Flughafen in Israel ist ein Weckruf – für eine Weltordnung, in der unkonventionelle Akteure zunehmend die Spielregeln bestimmen.

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