In Guatemala hat sich der Vulkan Santiaguito erneut mit beunruhigender Aktivität zurückgemeldet. Der derzeit aktivste Vulkan des Landes stieß eine große Aschewolke aus, die bis in eine Höhe von etwa 3.500 Metern über dem Meeresspiegel aufstieg. Der Wind trug die Vulkanasche bis zu 40 Kilometer westwärts – eine Distanz, die auch bewohnte Gebiete erreicht.
Die nationale Katastrophenschutzbehörde CONRED warnt vor möglichen Ascheniederschlägen in betroffenen Regionen. Diese könnten die Luft mit Feinstaub belasten und insbesondere für empfindliche Personen gesundheitliche Risiken darstellen. Bewohnerinnen und Bewohner werden dazu aufgefordert, sich möglichst in geschlossenen Räumen aufzuhalten oder Schutzmasken zu tragen, wenn ein Aufenthalt im Freien unvermeidbar ist.
Notfallmaßnahmen empfohlen
Um auf mögliche stärkere Eruptionen vorbereitet zu sein, empfiehlt CONRED das Bereithalten eines Notfallrucksacks mit ausreichend Proviant, Wasser, Medikamenten und anderen überlebenswichtigen Dingen für mindestens 72 Stunden. Touristen, die sich in der Nähe des Vulkans aufhalten, sollten sich zudem mit den lokalen Evakuierungsrouten vertraut machen – und ihren Rucksack besser nicht auspacken, auch wenn die Umgebung idyllisch wirkt.
Ein potenzieller Ernstfall könnte dann eintreten, wenn größere Teile des aktiven Lavadoms kollabieren. In diesem Fall könnten pyroklastische Ströme – extrem heiße und schnell fließende Mischungen aus Gasen, Asche und Gesteinsmaterial – die Hänge hinabrollen und bewohnte Zonen erreichen. Hinweise auf solch ein mögliches Szenario gibt es bereits: Ein zähflüssiger Lavastrom bahnt sich aktuell seinen Weg über die Südwestflanke des Vulkans. In der vergangenen Nacht war er trotz dichter Wolken durch eine Livekamera gut zu erkennen, da die glühende Lavafront unterhalb der Wolkendecke lag. Zusätzlich kam es zu explosiven Ausbrüchen, die glühende Schuttlawinen freisetzten.
Ruhe bei anderen Vulkanen – zumindest vorerst
Während der Santiaguito derzeit für Aufregung sorgt, verhalten sich die anderen bekannten Vulkane Guatemalas ruhig. Sowohl am Pacaya als auch am Fuego beschränkt sich die vulkanische Aktivität derzeit auf harmlose Gasemissionen. Beide Vulkane stoßen lediglich kleine Dampfwolken aus. Am Fuego kommt es jedoch weiterhin zu Schuttlawinen, verursacht durch lose Gesteinsmassen, die während der letzten größeren Eruption am 9. März abgelagert wurden. Eine derart lange Ruhepause hat der Fuego seit der verheerenden Eruption im Jahr 2018 nicht mehr eingelegt.
Für die zahlreichen Vulkantourenanbieter rund um die Stadt Antigua ist die derzeitige Inaktivität wohl ein wirtschaftlicher Rückschlag. Noch ist unklar, wie lange der Fuego inaktiv bleiben wird. Im ungünstigsten Fall könnte sich diese Phase über Jahre hinwegziehen – ein Verhalten, das man auch vom Vulkan Arenal in Costa Rica kennt. Dieser war über Jahrzehnte hinweg aktiv, bevor er plötzlich in einen ruhigen Zustand überging.
Reiseplanung mit Bedacht
Wer eine Vulkanreise nach Guatemala plant, sollte dies idealerweise für die Monate Oktober oder November einplanen. Dann bessern sich die atmosphärischen Bedingungen, und die Sichtverhältnisse sind für Vulkanbeobachtungen optimal. Die eigentliche Vulkansaison endet Anfang April, danach beginnt die Regenzeit, die Sicht und Zugänglichkeit vieler Gebiete deutlich einschränkt.