RKI schlägt Diphtherie-Alarm in Deutschland

Foto: pixabay.com/Herney Gómez

Foto: pixabay.com/Herney Gómez

Berlin. Das Robert Koch-Institut (RKI) schlägt Alarm: In seinem aktuellen „Epidemiologischen Bulletin“ vom April 2025 weist das Institut auf Anzeichen hin, die auf einen deutschlandweiten Diphtherie-Ausbruch hindeuten könnten. Besonders im Fokus steht dabei der genetische Sequenztyp ST-547, der in mehreren Fällen identifiziert wurde. Diphtherie, eine bakterielle Infektionskrankheit, galt in Deutschland lange als selten – doch die aktuelle Entwicklung ist besorgniserregend.

Was ist Diphtherie?

Diphtherie ist eine durch Bakterien ausgelöste Infektion, die durch das Diphtherie-Toxin schwere gesundheitliche Schäden verursachen kann. Es gibt zwei Hauptformen der Krankheit: Einmal die Respiratorische Diphtherie, die die oberen Atemwege betrifft und potenziell lebensbedrohlich verlaufen kann. Zweitens gibt es die Hautdiphtherie, bei der sich infizierte Hautstellen entzünden und Geschwüre bilden.

Die Symptome beginnen oft unspezifisch beispielsweise mit Husten, Heiserkeit, Fieber, Halsschmerzen oder Abgeschlagenheit. Typisch für die Atemwegsform ist außerdem ein gräulich-weißer Belag im Rachen, der sich schwer ablösen lässt und das Atmen erschweren kann.

Inkubationszeit und Verlauf

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome, beträgt meist zwei bis fünf Tage, in seltenen Fällen bis zu zehn Tage. Ein schwerer Verlauf kann zu Herz-, Nerven- oder Nierenkomplikationen führen. Ohne Behandlung kann Diphtherie tödlich enden.

RKI beobachtet auffällige Entwicklungen

Seit 2022 wurden dem RKI 126 Diphtherie-Fälle gemeldet. Dabei fällt besonders auf: Die Erkrankung betrifft inzwischen nicht mehr nur geflüchtete Menschen, sondern zunehmend auch andere gefährdete Gruppen. Es gab mindestens fünf Fälle von respiratorischer Diphtherie seit Januar 2024, die zum Teil schwer verliefen. Drei Todesfälle wurden gemeldet, darunter ein zehnjähriger Junge aus Brandenburg. Mindestens 15 Fälle von Hautdiphtherie wurden seit Juni 2023 dokumentiert. Die Übertragungen finden mittlerweile innerhalb Deutschlands statt.

Diese Beobachtungen deuten laut RKI darauf hin, dass sich ein Sub-Cluster von Infektionen entwickelt hat, der möglicherweise zu einem größeren Ausbruch führen könnte.

Wer ist besonders gefährdet?

Besonders anfällig für eine Infektion sind geflüchtete Menschen, Wohnungslose, Drogenkonsumierende, Menschen ohne Impfschutz, Ältere Personen sowie Menschen mit chronischen Erkrankungen. Diese Gruppen sind häufig in hygienisch ungünstigen Lebensverhältnissen untergebracht oder haben keinen regelmäßigen Zugang zur Gesundheitsversorgung, was das Risiko erhöht.

Impfschutz: Der wichtigste Schutzfaktor

Die Diphtherie-Impfung ist in Deutschland Teil der Standardimpfungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt dahier die Grundimmunisierung im Säuglingsalter, Auffrischimpfungen im Kindes- und Erwachsenenalter – in der Regel alle zehn Jahre. Ein vollständiger Impfschutz schützt in den meisten Fällen vor einer Erkrankung oder mildert den Verlauf deutlich ab. Besonders vor Auslandsreisen sollte der Impfstatus überprüft werden, da Diphtherie in vielen Ländern Afrikas, Asiens, Osteuropas und im Südpazifik endemisch ist.

Wachsamkeit und Impfschutz entscheidend

Auch wenn die absoluten Fallzahlen in Deutschland derzeit noch relativ niedrig sind, zeigen die Entwicklungen der letzten Monate einen besorgniserregenden Trend. Das RKI ruft daher zu erhöhter Wachsamkeit auf – insbesondere im Hinblick auf Risikogruppen und die Impfsituation. Wer seinen Impfstatus nicht kennt oder seit vielen Jahren keine Auffrischimpfung erhalten hat, sollte sich ärztlich beraten lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert