Frankreich liefert alle CAESAR-Haubitzen an Ukraine

Foto: Sgt. 1st Class Mikki Sprenkle

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Paris/Kiew. Frankreich will seine Unterstützung für die Ukraine deutlich ausweiten: Präsident Emmanuel Macron kündigte an, dass sämtliche in diesem Jahr produzierten CAESAR-Haubitzen an das ukrainische Militär geliefert werden sollen. Diese Entscheidung stellt eine erhebliche Aufstockung der ukrainischen Artilleriekapazitäten im andauernden Krieg gegen Russland dar.

In einem Interview mit dem französischen Fernsehsender TF1 erklärte Macron, dass die heimische Rüstungsindustrie ihre Produktion 2025 vollständig auf den Bedarf der Ukraine ausrichten werde. Damit soll das ukrainische Militär gezielt gestärkt und in die Lage versetzt werden, effektiver auf dem Gefechtsfeld zu agieren.

Bis zu 144 Haubitzen pro Jahr möglich

Der französische Rüstungskonzern Nexter, Hersteller der CAESAR-Haubitzen, hat seine Produktionskapazitäten deutlich erhöht und kann laut aktuellen Angaben bis zu zwölf Einheiten pro Monat fertigen. Das entspricht im Jahr maximal 144 Haubitzen – vorausgesetzt, die Finanzierung aller Systeme ist gesichert. Frankreich selbst übernimmt einen Teil der Kosten, während weitere Mittel durch internationale Partner und die Ukraine bereitgestellt werden.

Was ist CAESAR?

Die CAESAR (CAmion Équipé d’un Système d’ARtillerie) ist ein auf einem LKW montiertes Artilleriesystem mit einem Kaliber von 155 mm. Es wurde in den 1990er-Jahren als moderne, kosteneffiziente Artillerieplattform für NATO-Streitkräfte entwickelt. Durch das vergleichsweise geringe Gewicht von etwa 18 Tonnen lässt sich das System per Flugzeug leicht verlegen.

Die CAESAR-Haubitze hat sich in verschiedenen Konflikten bewährt und genießt auch international einen guten Ruf. Sie feuert mit einer Rate von bis zu sechs Schuss pro Minute und kann sowohl präzise Kurzstreckengeschosse (bis ca. 30 km) als auch weitreichende, raketenunterstützte Munition (bis zu 60 km) einsetzen. Spezialmunition wie die gelenkten Vulcano-GLR-Geschosse erlaubt Reichweiten von bis zu 80 Kilometern. Außerdem kann sie panzerbrechende Bonus-Munition verwenden.

Stärken und Schwächen in der Praxis

Besonders in dynamischen Gefechtssituationen zeigt CAESAR seine Stärken: Die Haubitze ist in weniger als einer Minute feuerbereit und ebenso schnell wieder abmarschbereit – ein entscheidender Vorteil gegenüber schwerfälligeren Systemen.

Dennoch gibt es auch Nachteile: Die Standardversion mit 6×6-Radantrieb verfügt über keine Panzerung, was sie in Frontnähe anfällig macht. In der schwereren 8×8-Variante ist zumindest die Kabine geschützt. Zudem hat der Rad-Antrieb in der ukrainischen Landschaft wiederholt Probleme verursacht – insbesondere bei schlammigem oder unwegsamem Gelände, wo Kettenfahrzeuge überlegen sind.

Ein kurioser Kritikpunkt betrifft das Material der Kabeln: In einzelnen Modellen ist die Isolierung aus Maisfasern gefertigt, was offenbar Nagetiere anzieht und technische Ausfälle zur Folge hatte.

Ein klares Signal an Moskau

Macrons Ankündigung ist nicht nur militärisch von Bedeutung, sondern auch ein politisches Signal. Frankreich zeigt sich entschlossen, die Ukraine weiterhin tatkräftig zu unterstützen – auch über symbolische Hilfen hinaus. Die Entscheidung könnte weitere NATO-Partner dazu ermutigen, ihre militärische Unterstützung zu intensivieren.

Für die ukrainischen Streitkräfte ist der CAESAR-Nachschub ein willkommenes Upgrade – und ein wichtiger Baustein für die langfristige Verteidigungsfähigkeit gegen die russischen Angriffe.

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