Chinas neuer fliegender Drohnenträger „Jiu Tian“

Foto: Hersteller

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China steht kurz vor dem Erstflug einer besonders leistungsfähigen Großdrohne, die die militärische Nutzung von Drohnentechnologie auf ein neues Level heben soll. Die „Jiu Tian SS-UAV“, ein unbemanntes Fluggerät, das bereits auf der Luftfahrtmesse in Zhuhai im November 2024 vorgestellt wurde, soll im Juni 2025 erstmals abheben. Während damals noch unklar war, ob es sich nur um ein Ausstellungsstück handelte, deuten die aktuellen Entwicklungen nun auf ein einsatzfähiges Testmodell hin.

Ein fliegender Träger für Schwärme

Was die Jiu Tian so besonders macht, ist nicht nur ihre enorme Größe – sie übertrifft sowohl die US-Drohnen RQ-4 Global Hawk als auch MQ-9 Reaper – sondern auch ihr innovatives Einsatzkonzept. Neben klassischen Waffenaufhängungen unter den Tragflächen besitzt sie im Rumpf einen speziellen Missionsraum in Wabenstruktur. In diesem können bis zu 100 Kleindrohnen untergebracht und während des Fluges gestartet werden. Damit fungiert die Jiu Tian als „Mutterschiff“, das kleinere Drohnen in Einsatzgebiete bringt – ähnlich wie Raumschiffe in Science-Fiction-Filmen, die Jagdflugzeuge ausstoßen.

Technische Eckdaten und Fähigkeiten

Die Jiu Tian hat ein geschätztes Abfluggewicht von rund 16 Tonnen, eine Reichweite von bis zu 7000 Kilometern und erreicht Höhen von bis zu 15.000 Metern. Sie wird von einem Düsentriebwerk angetrieben und verfügt über eine Spannweite von etwa 25 Metern. Diese Dimensionen ermöglichen lange Einsatzzeiten und eine großflächige Überwachung. Ein Sensorpod an der Nase sowie eine Radarkuppel im vorderen Bereich deuten auf umfangreiche Aufklärungs- und Zielerfassungssysteme hin. Die Position des Motors am Heck verringert ihre Wärmesignatur und erschwert eine Ortung durch feindliche Systeme.

Ein neuer Ansatz in der Kriegsführung

Die wichtigste Innovation ist das Drohnenschwarm-Konzept: Die Jiu Tian kann ihre mitgeführten Kleindrohnen entweder zur Überwachung oder zum Angriff starten. Besonders effektiv wird das Konzept, wenn die Mini-Drohnen über autonome Steuerung oder Schwarmintelligenz verfügen. Ziel ist, dass diese sich selbst koordinieren, anstatt einzeln von menschlichen Operateuren gelenkt zu werden. In dieser Form könnten Hunderte Drohnen gleichzeitig über ein Zielgebiet fliegen, Angriffe durchführen und gegnerische Systeme massiv überfordern.

Strategischer Einsatz bei Luftüberlegenheit

Die Jiu Tian ist für Einsätze in großer Höhe konzipiert und bewegt sich damit außerhalb der Reichweite vieler mobiler Luftabwehrsysteme. Nur großflächige Raketenabwehr könnte sie theoretisch bekämpfen. Solche Drohnen wären besonders effektiv in Szenarien, in denen keine vollständige Lufthoheit herrscht oder der Einsatz bemannter Jets riskant ist – wie aktuell im Ukrainekrieg.

Eine neue Ära beginnt

Mit der Jiu Tian stellt China eine strategische Waffe vor, die viele Aspekte moderner Kriegsführung vereint – Aufklärung, Schlagkraft und die Fähigkeit, Schwärme kleiner Drohnen gezielt einzusetzen. Sollte die Technologie wie geplant funktionieren, könnte sie die militärische Balance verändern. Der bevorstehende Erstflug im Juni wird mit Spannung erwartet – er könnte der Beginn einer neuen Ära autonomer Kriegsführung sein.

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