Belgien hat eine bedeutende Kehrtwende in seiner Energiepolitik vollzogen. Ursprünglich plante das Land, alle Atomreaktoren bis Ende 2025 abzuschalten, doch die neue Regierung unter Bart De Wever hat nun den Ausbau der Atomkraft angekündigt. Deutsche Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände begrüßen zwar die Stilllegung, gleichzeitig kritisieren sie aber auch den Plan der neuen belgischen Regierung, die Laufzeiten der Reaktoren Doel 4 und Tihange 3 um weitere zehn Jahre zu verlängern und auch wieder neue Atomkraftwerke bauen zu wollen.
Belgien plant gleichzeitig den Bau neuer Atomkraftwerke aus mehreren Gründen. Einer der Hauptgründe ist der Bedarf an zuverlässiger und stabiler Energieversorgung. Atomkraftwerke können eine konstante Energiequelle bieten, die unabhängig von Wetterbedingungen ist, im Gegensatz zu erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarenergie. Durch die Stilllegung der Blöcke Doel 1 und 2 bedeutet, dass weniger Uran aus der Urananreicherungsanlage Gronau und der Brennelementefabrik Lingen exportiert wird. Beide Uranfabriken belieferten Doel und Tihange seit mehreren Jahrzehnten.
Tihange 3 und Doel 4 laufen länger
Die AKWs Tihange 3 und Doel 4 werden zehn Jahre länger laufen als geplant. Als Grund gibt man auch den Ukraine-Krieg an. Darauf einigten sich die belgische Regierung und der Energiekonzern Engie. Die Verlängerung sei entscheidend, um die Energieversorgungssicherheit in den nächsten zehn Jahren zu gewährleisten, heißt es. Ursprünglich war ein Atomausstieg für 2025 vorgesehen.
Atomkraftwerk Tihange
Das Atomkraftwerk Tihange in der Provinz Lüttich spielt eine wichtige Rolle in der belgischen Energieversorgung und trägt einen erheblichen Teil zur Stromproduktion des Landes bei. Es besteht aus drei Reaktorblöcken, die seit den 1970er Jahren in Betrieb sind. Das Kraftwerk hat in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen gesorgt, insbesondere aufgrund von Sicherheitsbedenken und Vorfällen, die die öffentliche Wahrnehmung beeinflusst haben. Insbesondere die Entdeckung von Mikrorissen in den Reaktordruckbehältern hat zu intensiven Debatten über die Sicherheit und die Zukunft des Kraftwerks geführt