In deutschen Gewässern wie dem Rhein und dem Bodensee wird zunehmend die Chemikalie Trifluoressigsäure (TFA) nachgewiesen – bisher in geringen Mengen, doch Experten schlagen Alarm. Wasserwerke warnen vor langfristigen Risiken für das Trinkwasser, denn TFA gehört zu den sogenannten „Ewigkeitschemikalien“, die extrem stabil sind und kaum abgebaut werden.
Was steckt hinter TFA?
TFA entsteht als Abbauprodukt aus verschiedenen per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS), die in vielen Alltags- und Industrieprodukten wie Kältemitteln, Pflanzenschutzmitteln oder Medikamenten enthalten sind. Diese Substanz ist besonders problematisch, weil sie sich nicht mit herkömmlichen Methoden aus dem Trinkwasser entfernen lässt und sich über lange Zeiträume in der Umwelt anreichert. Erste Studien deuten zudem auf mögliche negative Auswirkungen auf die menschliche Fortpflanzung hin.
Wie gelangt TFA in unsere Gewässer?
Die Chemikalie gelangt sowohl über industrielle Abwässer als auch durch Rückstände aus Landwirtschaft und Haushalten in Flüsse, Seen und letztlich ins Grundwasser. Etwa die Hälfte der TFA-Belastung wird der Landwirtschaft zugeschrieben, die andere Hälfte stammt aus Industrie und privaten Anwendungen. „Wir finden Spuren dieser Substanz im gesamten Wasserkreislauf – sogar im Grundwasser“, warnt Matthias Maier von der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR).
Das eigentliche Problem
TFA ist extrem mobil und beständig – Eigenschaften, die es schwer machen, die Ausbreitung zu stoppen. Laut einem Bericht des AWBR hat sich der TFA-Gehalt im Hochrhein innerhalb von acht Jahren von 0,1 auf bis zu 1 Mikrogramm pro Liter erhöht – eine Verachtfachung. Und der Trend zeigt weiter nach oben. Die langfristige Belastung macht es für Wasserwerke besonders schwer, das Trinkwasser zu schützen.
Grenzwerte und politische Lücken
Trotz seiner Einstufung als PFAS gibt es für TFA bislang keine gesetzlich verbindlichen Grenzwerte in Oberflächengewässern. Auch die europäische Trinkwasserrichtlinie berücksichtigt TFA nicht – sie regelt nur 20 andere PFAS-Verbindungen. Das Umweltbundesamt hat jedoch einen Richtwert von 60 Mikrogramm pro Liter im Trinkwasser empfohlen. Unterhalb dieses Werts gelten keine gesundheitlichen Bedenken. Doch die Unsicherheit bleibt groß.
Erste Reaktionen aus Politik und Umweltverbänden
Die flächendeckende Belastung mit PFAS hat inzwischen auch die Umweltminister der Bundesländer zum Handeln veranlasst. Ziel ist es, Forschung und Regulierung auszubauen. Umweltorganisationen wie Greenpeace und die Deutsche Umwelthilfe fordern ein schnelles Verbot der Chemikalien, insbesondere in Bereichen wie der Kältetechnik, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Warum schnelles Handeln entscheidend ist
Rund zwei Drittel des Trinkwassers in Baden-Württemberg stammt aus dem Grundwasser – derzeit ist dessen Qualität noch hoch. Doch Wasserexperten wie Maier mahnen zur Vorsicht: „Wasser hat ein langes Gedächtnis. Wenn wir nicht bald gegensteuern, wird TFA zu einem Erbe für kommende Generationen.“ Umso wichtiger sei es, die Ursachen der Belastung frühzeitig zu bekämpfen – bevor aufwändige und teure Maßnahmen zur Trinkwasseraufbereitung notwendig werden.
TFA ist ein unsichtbares, aber wachsendes Risiko für die Trinkwasserversorgung. Der Umgang mit dieser „Ewigkeitschemikalie“ erfordert entschlossenes politisches Handeln, klare Regulierung und einen konsequenten Wandel hin zu schadstoffärmeren Technologien. Nur so lässt sich die Qualität unseres wichtigsten Lebensmittels langfristig sichern.