Großbritannien setzt auf Mini-Atomkraftwerke

Foto: Vladimír Sládek/pexels.com

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Eine Reform des britischen Planungs- und Baurechts soll es möglich machen: Premierminister Keir Starmer kündigte jetzt an, verteilt über das ganze Land mehr Atomkraftwerke zu bauen. Und zwar genau dort, wo die Energie gebraucht wird. Die Rede ist von Mini-Atomkraftwerken, mit so genannten Small Modular Reactors (SMR). Das sind Kernreaktoren, die eine elektrische Leistung von bis zu 300 Megawatt (MW) pro Einheit erzeugen. Im Vergleich zu herkömmlichen Kernkraftwerken, die oft mehrere Gigawatt (GW) produzieren, sind SMRs deutlich kleiner und können in Modulen gebaut werden, was die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erhöht.

Modularer Aufbau

Der modulare Ansatz bedeutet, dass Small Modular Reactors in Fabriken vorgefertigt und dann an den Standort transportiert werden können. Dies reduziert die Bauzeit und die Kosten im Vergleich zu großen, traditionellen Reaktoren. Mehrere SMRs können auch in einem einzigen Standort installiert werden, um die benötigte Energieerzeugung zu erhöhen.

Small Modular Reactors sind so konzipiert, dass sie eine höhere Sicherheit bieten. Viele Designs nutzen passive Sicherheitssysteme, die im Falle eines Notfalls ohne menschliches Eingreifen oder externe Energiequellen funktionieren. Dies reduziert das Risiko von Unfällen und macht sie zu einer attraktiven Option für Regionen mit strengen Sicherheitsanforderungen.

Flexibilität sorgt für besondere Eignung

Small Modular Reactors können in verschiedenen Anwendungen eingesetzt werden, einschließlich der Stromerzeugung, der Bereitstellung von Wärme für industrielle Prozesse oder der Unterstützung von Wasserentsalzungsanlagen. Ihre Flexibilität macht sie besonders geeignet für abgelegene oder schwer zugängliche Gebiete, wo große Kraftwerke möglicherweise nicht praktikabel sind.

SMRs produzieren, wie alle Kernkraftwerke, keine Treibhausgasemissionen während des Betriebs. Sie können eine wichtige Rolle bei der Reduzierung der CO2-Emissionen und der Bekämpfung des Klimawandels spielen, insbesondere in Kombination mit erneuerbaren Energiequellen.

Wirtschaftlichkeit der Small Modular Reactors

Die Kosten für den Bau und Betrieb von Small Modular Reactors können durch ihre modulare Bauweise und die Möglichkeit, mehrere Einheiten gleichzeitig zu installieren, gesenkt werden. Zudem können sie in Regionen eingesetzt werden, wo die Nachfrage nach Energie nicht konstant ist, was eine wirtschaftliche Nutzung ermöglicht.

Globale Entwicklungen

Weltweit gibt es zahlreiche Projekte und Initiativen zur Entwicklung von SMRs. Länder wie die USA, Kanada, das Vereinigte Königreich und Russland arbeiten an verschiedenen Designs und Prototypen. Die International Atomic Energy Agency (IAEA) unterstützt ebenfalls die Entwicklung und den Einsatz von SMRs.

Herausforderungen sind da

Trotz ihrer Vorteile stehen SMRs auch vor Herausforderungen, darunter regulatorische Hürden, öffentliche Akzeptanz und die Notwendigkeit, geeignete Finanzierungsmöglichkeiten zu finden. Die Entwicklung und der Bau von SMRs erfordern erhebliche Investitionen und Zeit.

Ausschreibung gestartet

Seit Herbst 2023 läuft eine Ausschreibung, bei der noch vier mögliche Partner gegeneinander antreten, um die Entwicklung der Kraftwerke im Land voranzutreiben: neben dem einheimischen Spezialisten für Energielösungen Rolls-Royce gehören dazu die US-Konzerne Holtec und GE Hitachi sowie Westinghouse Electric aus Kanada.

Großbritannien gilt trotz der Zustimmung zur Technologie als besonders teurer Standort für Nuklearenergie. Laut Branchenexperten liegt dies vor allem an der Fülle an Regulierungsvorschriften. In Hinkley Point nutzt man etwa ein Design, das auch in Frankreich zum Einsatz kommt, die Aufseher haben dennoch fast 7.000 Designanpassungen notwendig gemacht.

Auf Kernkraftgegner möchte man keine Rücksicht nehmen. Stattdessen will man Haushalten günstigeren Strom anbieten, wenn diese einem Atomkraftwerk in der Gemeinde oder der Region zustimmen.

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